„Malt mal, was euch einfällt!“ ist kein guter Kreativ-Impuls. Um Kinder auf kreative Ideen zu bringen, müssen wir Kinder im Atelier mit vielen Sinnen anregen: Geschichten vorlesen, Bilder zeigen, Musik vorspielen. Sie in Büchern stöbern und erzählen lassen, sie zum Spielen anregen und ihre Ideen einbinden. Und sie müssen Zeit haben, um spannende Materialien ausgiebig zu untersuchen: durch Fühlen, Ordnen und Bespielen, durch zielloses Ausprobieren.

Das Kindergartenatelier: Malen, Bauen und Erfinden

Typisch für kreative Einfälle ist, dass sie uns überfallen, statt zäh und hart erarbeitet zu werden. Kreativität ist das Ergebnis unbewusster Denkprozesse. Die beschriebenen Gedankenverbindungen stellen wir nämlich nicht bewusst her, sondern das Gehirn arbeitet von selbst weiter, während wir gar nicht mehr aktiv mit einer Lösung eines Problems beschäftigt sind. Die Folgerung daraus kann pädagogisches Arbeiten enorm verändern: Um Kinder wie Erwachsene kreativ werden zu lassen, ist es wichtig, nicht immer ein klares Ziel vor Augen zu haben, das man dann die ganze Tätigkeit über im Kopf hat. Es hilft der Kreativität, wenn man sich beim Tun etwas „verliert“, wenn man eine Weile ziellos und ohne Erfolgsdruck tätig sein darf.

Folgerung für das Atelier: „So, jetzt fängt aber bitte jedes Kind an!“ – auch das gefährdet mitunter kreative Prozesse. Bei kreativen Aufgabestellungen im Atelier muss es möglich sein, sich Zeit zu lassen, wenn man noch nicht den guten Einfall gehabt hat. Dafür sollte ebenfalls Material da sein: für das Stöbern und ziellose Spielen. Vielen Kindern tut es auch gut, einfache Hilfstätigkeiten im Atelier auszuführen, um unbewusst ihre Idee reifen zu lassen: „Wer noch nicht genau weiß, was er malen will, kann mir mal beim Farben anrühren helfen!“

Das Kindergartenatelier: Malen, Bauen und Erfinden

Atelierregeln

  1. Wer aus gutem Grund den Kindergarten nicht mit Sperrmüll ausgestattet haben möchte, sollte auch im Atelier großzügig sein und hochwertiges Material anbieten.
  2. Überrascht die Kinder mit guten, interessanten Papieren in allen verfügbaren Größen, statt sie mit A4 zu langweilen.
  3. Aufgabe der Kinder ist es, sich auf die Malerei zu konzentrieren. Verschmutzung zu vermeiden, ist ein Job: Mit guter Vorbereitung lässt er sich meistern!
  4. Schafft Platz zum Malen! Leichte Hocker und Tischböcke bieten Bewegungsfreiheit.
  5. Ein gutes Atelier ist so gut strukturiert, dass die Kinder beim ersten Besuch ohne Fragen alle Dinge finden und wieder an den richtigen Ort zurückstellen können.
  6. Richtet einen Selbstbedienungsbereich ein, um auch außerhalb von Angebotszeiten das Atelier für bauendes Spiel nutzbar zu machen.
  7. Findet Orte, wo Bilder gelagert werden können, ohne gleich in Vergessenheit zu geraten! Sorgt dafür, dass die Werke aller Kinder gesehen, bewundert und zum Gegenstand von Gesprächen werden.
Das Kindergartenatelier: Malen, Bauen und Erfinden

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